Interview mit Peter Claußen – babys10 Geburtshelfer-Experte in Hamburg



 

Peter, wieso ist es denn derzeit so schwierig, eine Hebamme in Hamburg zu finden?

Ja, das ist wirklich ein Problem in Hamburg. Zum einen werden in Hamburg so viele Kinder geboren wie seit 20 Jahren nicht mehr. Jedes Jahr erblicken über 25.000 Hamburger Deerns und Butjes das Licht der Welt – über sechs Prozent mehr als in den Vorjahren. Zum anderen steigen die Versicherungsprämien für die Hebammen-Berufshaftpflicht immer weiter und sind zum Teil so hoch, dass sich eine freie Tätigkeit nicht mehr lohnt. Viele Hebammen wechseln dann in die Kliniken oder machen sich mit Rückbildungs- bzw. Fitnesskursen selbstständig. Lag die Versicherungsprämie im Jahr 2000 noch bei umgerechnet 400 €, muss eine Hebamme heute fast 7.000 € im Jahr bezahlen – Tendenz weiter steigend.

 

Fast jedes dritte Kind in Deutschland kommt per Kaiserschnitt zur Welt. Wie hoch ist die Rate in Hamburg und wieso ist die Zahl der Kaiserschnitte in den letzten Jahren derart gestiegen?

Leider bekommt die „natürliche Geburt“ immer mehr „Konkurrenz“. In Hamburg liegt die Rate für Kaiserschnitte bei 34 Prozent – etwas mehr als im Bundesdurchschnitt. Neben den zwingenden Gründen für einen Kaiserschnitt (Indikation) wünschen sich inzwischen viele Frauen einen „planbaren“ Kaiserschnitt. Interessant ist die „ungleiche“ Verteilung innerhalb der Hamburger Kliniken. So gibt es Geburtskliniken mit Raten, die deutlich unter den 34 Prozent liegen.

Es könnte auch etwas mit der „Politik“ einer Geburtsklinik zu tun haben, denn Geduld ist ein wesentlicher Faktor in der Geburtshilfe! Und natürlich könnte auch die Vergütung mit den hohen Kaiserschnittraten in Verbindung stehen. Für einen Kaiserschnitt erhält eine Klinik über 3.100 € – für eine natürliche Geburt „nur“ 1.700 €. Viele Kliniken könnten gerade bei komplizierteren Fällen auch Schadensersatzklagen befürchten, wenn es bei einer natürlichen Geburt dann doch Komplikationen geben sollte.

Eine relative Indikation bedeutet beispielsweise, dass eine natürliche Geburt durchführbar ist, jedoch ein höheres Risiko für Komplikationen besteht, beispielsweise die Geburt aus Beckenendlage, ein hohes (Schätz-)Gewicht des Kindes oder eine Mehrlingsgeburt.

Eine absolute Indikation bedeutet, dass (Lebens-)Gefahr für Mutter und/oder Kind besteht und deshalb ein Kaiserschnitt zwingend notwendig ist – Beispiele sind hier die Fehllage oder die Ablösung des Mutterkuchens, eine Querlage des Kindes in der Gebärmutter oder eine mangelhafte Sauerstoffversorgung des Kindes. Bei der Entscheidung zwischen natürlicher Geburt und einem Kaiserschnitt sollten Schwangere also die Vor- und Nachteile gut abwägen. Letztlich handelt es sich immer um eine ganz persönliche Entscheidung, die von jeder Frau bzw. jedem Paar und den betreuenden Ärzten und Hebammen getroffen werden muss.

 

Worin unterscheiden sich die Abläufe einer freiberuflichen Hebamme in Hamburg mit denen einer festangestellten Hebamme im Krankenhaus? Was sind die Folgen/Auswirkungen für die werdende Mama?

Als festangestellte Hebamme in einer Geburtsklinik hat man in erster Linie feste Arbeitszeiten, die lange im Personalplan festgelegt sind – zum Teil über mehrere Monate. Das bedeutet natürlich eine bessere Planbarkeit, die sich nicht zuletzt auch auf das Privatleben positiv auswirkt. Und zum anderen sind angestellte Hebammen von der Last der hohen und weiter steigenden Versicherungszahlungen der Haftpflicht befreit. Ein regelmäßiges Einkommen ist garantiert. Daher wenden sich auch immer mehr Hebammen von der freien Tätigkeit ab – fehlen dann aber in der Betreuung vor und nach der Geburt. Das bedeutet, es gibt immer weniger Hebammen, die eine komplette Betreuung der werdenden Mütter anbieten. Sie fehlen während dieser besonderen Zeit nicht nur zahlenmäßig, sondern auch mit ihren flexiblen Einsatzzeiten. Ob Tag oder Nacht – häufig sind freiberufliche Hebammen immer „im Einsatz“.

 

Viele (werdende) Eltern in Hamburg sind besonders bei der ersten Geburt stark verunsichert, was kannst du ihnen als Hebamme mit auf den Weg geben und auf was sollten sie besonders achten?

Viele Eltern kommen mit der Informationsfülle, die auf sie einströmt, inzwischen nicht mehr klar. Sie sind häufig „überinformiert“ und entwickeln dadurch größere Ängste, etwas falsch zu machen. Das Internet bietet heutzutage zahlreiche Informationen, das ist zum einen ein Segen und zum anderen ein Fluch. Kaum jemand kann noch unterscheiden, welche Interessen hinter den angebotenen Informationen stecken. Und leider verunsichern auch häufig die Mütter-Communities mehr, als dass sie den werdenden Mamas und Papas helfen. Oft wird daher auch viel Halbwissen preisgegeben. Unser Tipp: Eltern sollten informative Portale nutzen, hinter denen Experten stehen und in erster Linie Schwangerschafts- und Geburtsbegleitern wie Gynäkologen und Hebammen vertrauen. Letztendlich sollten Eltern natürlich auch immer auf ihren angeborenen „Instinkt“ vertrauen, um ihre Kinder zu erziehen – doch der „versteckt“ sich allzu häufig hinter dieser großen Infoflut!

Und vor allem „Druck raus!“ Oftmals wird den werdenden Müttern durch Medien und Co suggeriert, dass gerade die Schwangerschaft und Babyzeit heutzutage perfekt laufen sollen und müssen. Jede Schwangerschaft ist individuell, deshalb sollte man einfach versuchen, diese Zeit so schön wie möglich zu gestalten und sie zu genießen.

 

Welches kinderfreundliche Cafe oder Restaurant in Hamburg empfiehlst du jüngeren Müttern mit ihren Babys?

In Hamburg gibt es – großstadtbedingt – natürlich zahlreiche Angebote für die „Latte-Macchiato-Mütter“. Insbesondere in Stadtteilen mit „hoher“ Kinderdichte wie Eimsbüttel, Eppendorf, Altona und Ottensen finden sich nette kleine inhabergeführte Ladencafés, die offen für Eltern mit Kleinkindern sind. Unser Favorit ist derzeit der neue Eltern-Club Nalandia: Er ist liebevoll geführt und punktet mit zahlreichen Angeboten zum Spielen für die ganz Kleinen. Die Eltern können einfach mal entspannen und sich während eines Cappuccinos über die neuesten Entwicklungen ihrer Lieblinge unterhalten. Leckere Kleinigkeiten und gesunde Smoothies gibt es dort natürlich auch!

 

Wir haben erfahren, dass ihr demnächst ein Event für Schwangere in Hamburg geplant habt. Wann ist das Event genau und was erwartet die Besucher?

Ja, das stimmt. Am 09.09.2017 findet in Hamburg der “1. Hamburger Baby- und Schwangerschaftstag” im Gemeindezentrum des Michel statt. Von 11-17 Uhr dreht sich alles „rund-um“ Kinderwunsch, Geburt und die erste Zeit im Leben.

Egal ob Kinderwunsch, Schwangerschaft, Geburt oder Babyzeit: Seit 4 Jahren gibt es dazu nun schon Informationen auf dem Internetportal “Geburt in Hamburg” – mit fast 12.000 monatlichen Besuchern, etwa 50.000 Seiten-Klicks, über 500 Informationsseiten und fast 40 namhaften Hamburger Experten aus den Kliniken und dem niedergelassenen Bereich. Bislang gab es das Angebot nur online, am Sonnabend, den 9.9.2017, von 11-17 Uhr im Michel-Gemeindehaus mitten im Herzen der Stadt nun auch offline:

Beim 1. Hamburger Babytag dreht sich alles um die aufregende Zeit vor, während und nach der Geburt. Für werdende und junge Eltern gibt es jede Menge Informationen „rund-um“ die Themen Schwangerschaft, Geburt und die erste Zeit im Leben – an Infoständen, in Vorträgen und Talkrunden und bei Mitmach-Aktionen. Und das aus erster Hand von Medizinern, Hebammen, Laktationsberaterinnen usw.

PS: Besucher von babys10 erhalten eine Sonderermässigung von 1,50 €! Mit dem Rabattcode „geburtinhamburg“ zahlst du nur 3,00 €, Kinder bis 14 Jahre sind kostenlos und herzlich willkommen.

Kontakt: www.geburt-in-hamburg.de/

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